Ein alter Mann mit grauem Rauschebart setzt sich an euren Tisch. Das Met schwappt fast über, als er sich mit einiger Wucht auf den Stuhl fallen lässt. Er hickst: "Ihr kennt mich vielleicht nicht, aber ich will euch jetzt mal was erzählen... "

Ihr schaut euch verwundert an. Einer von euch ergreift schließlich das Wort, um die unangenehme Stille zu überbrücken während euch der Alte erwartungsvoll angeschaut hat: "Lass gut sein, Väterchen. Wir... -"

Mit einer blitzschnellen Bewegung zieht der Alte ein Messer aus seinem Gürtel und rammt es in den Tisch. Das Met schwappt über, die Besucher der Taverne schauen euch entsetzt an. Der Fremde schaut grimmig in die Runde. "Ich hab gesagt, ich erzähl euch eine Geschichte!" bellt er stoisch. "Und ihr glotzt nicht so blöd!" raunt er in den großen Schankraum.

Kleinlaut lasst ihr euch in eure Stühle sinken und lauscht dem noch immer hicksenden Kerl: "Wisst ihr, es war einmal in einer finsteren, finsteren Zeit...

... da schlossen sich sieben tapfere Helden zusammen, um ihrer Leidenschaft nachzukommen. Sie machten sich auf den beschwerlichen Weg quer durchs Land, um Ausrüstung aufzutreiben. Während ihrer Reise hatte der in schwere, metallene Rüstung gehüllte Barde immer ein frohes Lied auf den Lippen. Ein recht ungewöhnlicher Anblick für einen Barden, doch sein Frohsinn und seine Überzeugung rechtfertigten seine Berufung. Von seinen Gefährten wurde er René gerufen. Auf der Suche nach passendem Rüstzeug fand der Anführer der Gruppe eine kleine Örtlichkeit im Norden des Landes, in der Nähe eines großen Flusses, auf dem Handelsschiffe und Fischerboote gleichermaßen schipperten. Er hatte stets ein faible für das Grausige und den Horror, war aber gleichermaßen groß wie ein Riese und sanft wie ein Schaf. Dustin hieß er, er führte seinen Streitkolben im Kampf gegen wilde Unholde und Randale-Macher wie kein Zweiter. Kaum ward die Unterkunft bezogen, offenbarte der finstere, wie auch bärtige Magier Fabian neue Pläne, um die Gruppe auf Abwege zu lenken. Sein Zauber war stark und so machte er sie sich alle gefügig. Sogar der immer zu lustige und wohlgesonnene Schelm Jan verfiel dem Zauber. Seine Scherze wurden daraufhin immer grausiger und platter. Auf seine Seite zog der Magier auch seinen guten Namensvettern, den alle nur Fäbschen nannten, ein Halunke wie kein anderer, der sich bereitwillig den Plänen hingab. Die Drecksarbeit musste aber der Gelehrte Herr Carsten übernehmen, der die Sternbilder und Algorithmen hinter dem Vorhaben richtig verstand, sie zusammensetzen konnte, zu einem großen Ganzen. Der wehrhafte Schreiberling und selbsternannter Künstler Kolja ward am längsten standhaft, doch auch er erlag den Einflüsterungen des düsteren Ravage-Rituals. Von dem kleinen Unterschlupf aus sollte die Welt verändert werden. Für immer. Jeder sollte das Wort forttragen nicht nur per mündlicher Überlieferung und gewitzten, verzauberten Kärtchen, sondern über das weltweite Netz." Der Alte nimmt einen Schluck Met, um sich danach mit der Hand über den Mund zu wischen.

"Und diese Machenschaften laufen bis heute. Ich sag es euch!" Wieder hickst der Knabe auf seinem Stuhl heftig auf und ab. Ihr schaut ihn verdattert an ob seiner wirren Erzählung. "Und was ist nun dieses Ravage-Ritual?"

Der Alte schnieft: "Ist geheim."

"Und woher wisst ihr davon, Väterchen?"

"Wurde mir mal so erzählt." Ein Funken Stolz flackert in seinen müden Augen auf.

"Und was ist dieses weltweite Netz von dem ihr spracht?"

"Da-da-das ist... na ihr wisst schon. Dieses Ding halt von dem momentan alle reden... " Der graue Bart bildet in diesem Augenblick einen schönen Kontrast zu seinem hochrot anlaufenden Kopf. Im nächsten Moment klappen seine Augen nach hinten und er schlägt mit einem letzten Platschen seines Mets mit seinem Kopf auf den Tisch... und beginnt zu schnarchen. Ihr schaut euch an, zuckt mit den Schultern und geht einfach. "Sollten wir dieses finstere Ritual nicht aufhalten?" fragt einer von euch beim Rausgehen. Ein anderer antwortet: "Ach nein, wenn es stimmt, dann machen die sowieso nur Quatsch... "

Fäbschen